Blog 20. Jul. 2023

Innovationspflicht für den Franchisegeber

Die Innovationspflicht des Franchisegebers

Oftmals ist zu lesen, dass Innovationen zu den Pflichten des Franchisegebers gehören. Doch das ist genau hierunter zu verstehen? Zunächst einmal ist Innovation die Umsetzung neuer technischer, organisatorischer oder wirtschaftlicher Verfahren oder die Einführung neuer Produkte oder Dienstleistungen. Basisinnovationen beziehen sich dabei auf neue Wirkmechanismen, Produkte oder Verfahren. Bei Verbesserungsinnovationen werden die bestehenden Qualitätsparameter verbessert und Anpassungsinnovationen sehen die Anpassung vorhandener Lösungen an Kundenwünsche vor.

Innovation Teil der Unternehmensstrategie

Oft ist die Einführung von Innovationen mit einer Neuordnung der Unternehmensstrategie oder den Unternehmenszielen verbunden. So erhoffen sich Franchisegeber durch Innovationen und Neuerungen neue Möglichkeiten am Markt. Franchisegeber sollten stets den Markt beobachten, um flexibel auf eine neue Situation reagieren zu können, denn sie haben die Verantwortung, das System so zu führen, dass sich für alle Partner ideale Voraussetzungen ergeben.

Aus diesem Grund gilt eine Innovationspflicht für Franchisegeber. Arbeitet dieser nicht daran, sein Franchise an neue Marktlagen anzupassen, besteht die Gefahr, dass das Franchise Marktanteile verliert oder das Image des ganzen Franchisesystems hierunter leidet.

Um bereit für Neuerungen zu sein, holen viele Franchisegeber Daten und Feedback von Kunden und Franchisenehmern ein. Hier gilt es selbstverständlich den Datenschutz zu beachten. Auf der Basis dieser Informationen lassen sich oft neue Produkte oder Abläufe entwickeln. Entscheidet sich ein Franchisegeber dann beispielsweise für ein neues Produkt oder eine neue Software, so sollte er hierfür Schulungen für seine Franchisepartner anbieten.

Spannungsfeld zwischen Standardisierung und Innovation

Franchisegeber stehen dabei vor einer besonderen Herausforderung: Einerseits lebt das Franchisesystem von seinen Standardisierungen, andererseits von Neuerungen. Einheitliches Auftreten stärkt die Marke und bringt das gesamte Franchisesystem wirtschaftlich nach vor. Außerdem schafft eine gute Standardisierung Effizienz. Auf der anderen Seite bringen Neuerungen Marktvorteile mit sich. So muss auch das Geschäftsmodell stetig weiterentwickelt werden.

Hier müssen Franchisegeber für eine gute Harmonie sorgen. Dabei kommt ein wichtiger Vorteil von Franchisesystemen zum Tragen, denn Franchisenehmer nehmen oft direkt vor Ort die Kundenstimmung wahr. So erkennen sie oft recht frühzeitig, ob eine Marktveränderung bevorsteht oder ob neue Kundenwünsche auftauchen.

Dieses Feedback sollten sie umgehend an den Franchisegeber weiterleiten. So kann dieser dank dieses effizienten Frühwarnsystems oftmals rascher als die Konkurrenz reagieren. Dies kann im Endeffekt sogar bedeuten, dass Franchiseunternehmen ihre Marktanteile ausbauen können. Dies ist sicher auch ein Grund, dass viele Franchisesysteme gut durch die Corona-Pandemie kamen. Trotz Ladenschließungen konnten sie vielerorts rasch neue Strukturen schaffen und sich so weiter am Markt behaupten.

Innovationen und aktives Wissensmanagement

Franchise lebt von einem aktiven Wissenssystem und Wissensmanagement. Dies zeigt schon, dass zu den wichtigsten Aufgaben beim Aufbau eines Franchisesystems das Franchisehandbuch gehört. Idealerweise liegt dieses auch digital vor und kann jederzeit bearbeitet werden.

Das im Handbuch beschriebene Know-how umfasst nicht patentierte, praktische Kenntnisse, die auf den Erfahrungen des Franchisegebers basieren. Oft werden diese Informationen in geheim, wesentlich und identifiziert unterteilt. Geheimes Wissen ist nicht allgemein bekannt und nicht auf einfachem Weg zugänglich. Wesentliches Wissen umfasst Aspekte, die für den Verkauf von Waren und Dienstleistungen notwendig sind. Bei identifiziertem Know-how ist klar, dass dieses Wissen ausführlich beschrieben wurde und die Quelle bekannt ist.

Die Dokumentation von Wissen ist für Franchisegeber eine wichtige Aufgabe. Ein Franchisehandbuch wird nicht einmal erstellt, sondern will gepflegt und weiterentwickelt werden. Idealerweise entstehen im Laufe der Zeit Prozesse, mit denen die Weitergabe von Wissen optimiert wird.

Daneben sollte das jeden Tag zusätzlich erworbene Wissen nicht vernachlässigt werden und sollte ebenfalls für alle Beteiligten auf einfachem Weg zur Verfügung stehen. Daher ist ein effektives Wissensmanagement eine wichtige Voraussetzung für Innovationen und der damit einhergehenden Innovationspflicht des Franchisegebers.

Wissen in der Franchisezentrale sammeln

Außerdem spielt eine gute und transparente Kommunikation vonseiten der Franchisezentrale eine wichtige Rolle. So weiß im Idealfall jeder Franchisenehmer, wer sein Ansprechpartner ist und wie er Feedback am schnellsten an die Zentrale weiterleitet. Die Mitarbeiter dort sollten ein Gespür dafür entwickeln, welche Rückmeldungen relevant sind und aus welchen sich wichtige Trends ablesen lassen.

In der Franchisezentrale werden also Wissen und Informationen gesammelt und aufbereitet. Dies ist jedoch keine Einbahnstraße. Die Rückmeldungen der Franchisenehmer sollten diesen in irgendeiner Form weitergeleitet werden. Dabei kann es sich um ein Update des Franchisehandbuchs, eine Mitteilung im Newsletter, eine Weiterbildung oder einen Eintrag im Intranet handeln.

Diese Informationsflüsse sind ein wichtiger Aspekt der Innovationspflicht. Diese wird meist auch im Franchisevertrag definiert. Kommt ein Franchisegeber seiner Innovationspflicht nicht nach, so riskiert er sinkende Umsätze und weniger Marktanteile. Zudem läuft er Gefahr, dass sich Franchisegeber von ihm abwenden und ihre Verträge nicht verlängern.

Herausforderungen bei der Umsetzung von Innovationen

Bei der Umsetzung von Innovationen stehen Franchisegeber heutzutage vor einigen Herausforderungen. KI, Automatisierung und Digitalisierung haben unser Leben in vielen Bereichen massiv beeinflusst. Kein Unternehmen darf diese tiefgreifenden Veränderungen unterschätzen, sondern sollte diese in die tägliche Arbeit einbauen.

So ist es ein Weg, sich Abläufe wie den Einkauf näher anzuschauen und zu prüfen, wie hier neue automatisierte oder digitale Tools weiterhelfen können. Damit lassen sich Prozesse und Strukturen weiter vereinfachen. Darüber hinaus sollten Franchisegeber die Notwendigkeit und Bedeutung von Klimaschutz und Nachhaltigkeit bei der Umsetzung von Innovationen nicht außer Acht lassen. So wird immer wichtiger, auf ressourcenschonende Prozesse zu setzen und diese nach und nach einzubinden.

Allerdings ist nicht bei jedem Beteiligten gleich die Offenheit für Neuerungen und Innovationen vorhanden. Zudem ist es immer schwierig, alte Gewohnheiten abzulegen und zu ändern. Daher ist es wichtig, Mitarbeiter und Franchisenehmer frühzeitig einzubinden, idealerweise auch in Entscheidungsprozesse. Darüber hinaus können wichtige Kennzahlen, die regelmäßig gesammelt und ausgewertet werden sollten, eine Entscheidungsgrundlage für Innovationen bilden.

Allerdings ist auch zu sagen, dass sich unsere Welt immer schneller verändert und sich damit auch die Bedürfnisse der Kunden verändern. Daher kann es je nach Franchiseunternehmen wenig sinnvoll sein, mit langfristigen Innovationsplänen zu arbeiten, sondern eher mit überschaubaren Zeiträumen zu arbeiten. Darüber hinaus ist es wichtig, Innovationen vorab zu testen, bevor sie für alle Franchisestandorte umgesetzt werden. Nach der Rollout-Phase einer Neuerung ist es zudem wichtig, die Erfolge zu überprüfen, beispielsweise über geeignete Kennzahlen oder über eine gestiegene Zufriedenheit der Kunden.

Umfassende Beratung bei Artemis Franchise

Wir beraten Sie umfassend zu Ihren Rechten und Pflichten als Franchisegeber. Hierbei ist die vertraglich festgehaltene Innovationspflicht ein wichtiger Baustein. Gern beraten wir Sie, welche Innovationen gerade in der ersten Zeit des Franchise für Sie sinnvoll sind. Vereinbaren Sie direkt einen Beratungstermin bei Artemis Franchise!

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